Heute mache ich Strecke. Leon – San Sebastian sind fast 400, da werde ich lange zuckeln. Aber danach bin ich dann schon wieder fast in Frankreich, also lasst uns heute Meilen runter reißen!

Also komme ich spät los von dem wunderschönen Waldparkplatz, durch dessen Bäume man nachts beim Pinkeln unten die Lichter von Leon glitzern sehen kann. Die Landschaft hinter Leon ist, man kann es nicht anders sagen, echt langweilig und es ändert sich über 150 Kilometer nicht viel. Trockene Erde, Hügel, braunes Gras, einige Baumgruppen. Außerhalb der weit verstreuten Dörfer kaum menschliche Bauten.

Je näher, das Baskenland kommt, desto grüner und bergiger wird es. Plötzlich könnte man wieder in Österreich sein, so sehr erinnern die Nadelbäume, die Kühe und die schroffen Felsen an die Alpen. Nur, dass man in Österreich nicht um eine Kurve biegt, und auf das Meer blickt.

Der 23.09. ist ein ziemlich ereignisloser Reisetag. In San Sebastian steuere ich erst mal ein großes Einkaufszentrum an. Über eine Stunde bin ich dann da, bestücke den Blog und erledige Besorgungen. Das Einkaufszentrum ist ziemlich nobel mit vielen Marken, versprüht aber den Charme des Duty-Free-Bereichs eines Flughafens. Niemand mag Flughäfen.

Zielsicher suche ich mir wieder den Parkplatz mit den steilsten Hängen zur Stadt aus. Spannender Berg: Hier war mal ein Vergnügungspark des späten 19. Jahrhunderts, als San Sebastian Treffpunkt der Belle Epoque war. Heute treffen sich auf dem Parkplatz die Camper, ehrlich, gegen Abend ist es wie auf einem Campingplatz, nur ohne Gebühren, Service und Einrichtungen. Überall irgendwelche Mobilisten, inklusive mit einem Stock herumfuchtelndes Arschlochkind. Wenigstens hat er (natürlich ein er!) vor dem Hund im Wohnmobil nebenan Respekt. Ich bin auch so spät dran, dass mein Platz nicht wirklich gerade ist. Muss nur für eine Nacht langen.

Diesmal gehe ich zu Fuß hinunter in die Stadt, ich kann das bergauf Strampeln nicht noch einen weiteren Tag ertragen. Ich merke, dass ich die Reste des alten überwuchteren Parks faszinierender finde als mein eigentliches Ziel San Sebastian. Überall kleine Ruinen und bröckelnde Mauern. Auch die Pflanzen hier im Dschungel zwischen den Pfaden wirken exotisch – Bananen und Bambus sind sicher Reste der alten Gartengestaltung.

Ausflugslokal? Kaffeeterasse?

Als ich unten bin, gehe ich schnurstracks zur Küste. Zwei Tage ohne Meer waren jetzt aber auch echt genug. Und Oha: San Sebastian ist ein Surfer-Paradies! Die Wellen, die da an den Stadt-Strand branden, sind ziemlich beachtlich. Viele dutzend Köpfe blicken aus dem Wasser der Brandungszone, um sich im richtigen Moment auf ihr Brett zu schwingen – um meistens gleich darauf im Wasser zu landen. Aber einige kommen auch ganz gut an den Strand.

Ich hingegen schlendere mit nackten Füßen durch den Sand und steuere einen Surfercontainer an. Der verkauft Bier und Cola und lässt chilligen Reggae laufen. Wahrscheinlich vertickt er auch Spliffs, wenn ich frage. Die Toilette ist riesig und verfügt über eine rostige Gasschutz-Tür. Muss wohl früher mal ein Bunker gewesen sein, heute ist es eine Surfer-Strandbar. Wäre ich jünger und sportlicher … ach vergessen wir das, ich war nie sportlich!

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