Kommen wir zur Nachricht des Tages: Elon Musk entschuldigt sich und bekennt, dass er nun den Wert einer humanistisch ausgerichteten Politik erkannt hat, weil Gott ihm in der Nacht einen Engel schickte, der sehr überzeugend gewesen sei. Leider stimmt das gar nicht. Kommen wir zur tatsächlichen Headline:
Hurra! Ich bin auf Sizilien!
Die Nacht war wild, vor allem weil zwischen 1:19 und 1:56 Jugendliche neben meinem Van parkten, sehr laute, wenig kunstvolle Elektronik aus den Autoboxen hörten und sich dabei brüllend unterhielten, inklusive sehr betrunkener, laut kreischender junger Frau. Ich hätte aussteigen und sie zur Rede stellen können, aber mein Überlebenswille war stärker. Morgens kurz die Wäsche am Strand und dann ab zur Fähre über die Straße von Messina.
Meine Anspannung war groß, wegen online-Buchung und deutschem Clusterfuck im Kopf, aber um 9:30 fuhr ich problemlos auf die Fähre und stand um 10:15 in … SIZILIEN!!! Wetter war bombig, Wind bließ einen vom Vordeck, aber kaum Welle. Übrigens war ich zunächst am falschen Fähranleger, und dort hat mir der freundliche, aber bullige Einweiser erzählt, dass alle, die online buchen, blöd sind, denn direkt bei ihrer Fährlinie vom Autofenster aus zahlt man die Hälfte für die Überfahrt. Also als Tipp an alle, die nach mir über die Straße von Messina wollen: Die calabrische Mafia sitzt nicht böse kichernd in einer schäbigen Pizzeria, sie betreibt 24 Fähre-Ticket-Preisportale für Touristen.
Hier hat es 16 Grad im Schatten. Kaffee im T-Shirt.
In Messina Fahrrad-Fahren ist wie Rauchen an der Tankstelle: Wahrscheinlich passiert nix. Aber die Angst ist immer dabei. Und Messina selbst ist nicht weiter der Rede wert, jedenfalls habe ich bei zwei Stunden herumradeln nix entdeckt, was es in den Blog schaffen könnte. Während ich noch in Neapel das Autofahren im Stadtchaos vermieden habe, gab mir Sizilien anschließend den Crashkurs – allerdings ohne Crash, nur die Felgen hatten ein- oder zweimal Randsteinkontakt. Und während mir die erste Stunde das lustige Chaos in gewisser Weise fahrerischen Spaß bereitete, war ich am Schluss ziemlich ausgelaugt.
Exkurs: Autofahren auf Italienisch für Kartoffeln
- Nur weil Italiens Straßen rechtlos sind, heißt das nicht, dass sie unfreundlich und unfair sind.
- Taste dich heran. Imitiere die Fahrweise der durchschnittlichen Italiener*In. Klar, es gibt die Irren, die gibt es überall. Bleib entspannt. Klar, es gibt die Alten, die es nicht mehr im Griff haben. Bleib entspannt. Wie in Deutschland gehört es zur unverweigerbaren Freiheit alter Menschen, ihre Mitmenschen durch ihre Fahrweise immer zu behindern, oft auch zu gefährden, aber andere gefährden ist Menschenrecht im Liberalismus.
- Lerne überholen. Lerne, dich überholen zu lassen.
- Nur weil du dir irgend ein Verkehrsrecht einbildest, legitimiert dich das nicht, eine Sekunde deine Aufmerksamkeit von allen vier Richtungen zu nehmen und dich auf irgendetwas zu verlassen.
- Arschlöcher gibt es überall. Sie mögen Giovanni, John oder Johannes heißen, jedenfalls sind sie immer ein Mann.
- Fahre beherzt. Mache deutlich, was du fahrerisch vorhast. Nein, Martina aus Gütersloh, Blinken ist keine Verdeutlichung deiner Absichten, sondern nur eine Funktion deiner Lichtanlage. Ein Blinker kann aber faktisch durchgeführte Fahrmanöver unterstreichen.
- Kontaktaufnahme ist das Wichtigste. Sei freundlich und gütig. Lerne Verzeihen und gewähre Verzeihung. Schau deinen Mitverkehrsteilnehmern in die Augen, lächle, nicke, benutze deine Hände. Wenn du deine Kommunikation visuell durch die Windschutzscheibe bekommst, werden andere Menschen am Steuer dich eher mögen.
- Alte Menschen ZU FUSS haben Vorfahrt. Immer. Am Steuer sind sie Störfaktoren.
- Solange du diese Regeln beachtest, schert sich die Polizei vermutlich wenig darum, ob du theoretische Gesetze einhältst.
- Italien ist das Land der Gegensätze. Auf der Landstraße ist 50, nicht hundert. Du fährt aber bitte schön 30 Kmh zu schnell. Die Irren überholen dich mit 110.
Und das geht an dich Google-Maps: FICK DICH.
Fick dich und Mark Zuckerberg, der elenden Faschismus-Hure, der soll von nun an immer die nasse Badehose in den Dreck fallen und die Milch im Kühlschrank umkippen. Warum? Darum:
- EIN ZIEGENPFAD IST KEINE AUTOSTRASSE!!!
- EIN TROCKENES FLUSSBETT IST KEINE AUTOSTRASSE!!!
- DIE EINBAHNSTRASSE IST NACH DEM ROST DER VERBOTSSCHILDER ZU SCHLIESSEN ÄLTER ALS DAS INTERNET UND WAR AUCH NOCH NIE BREIT GENUG FÜR GEGENVERKEHR!!!
- DIE AUTOBAHN ZWISCHEN MESSINA UND CATANIA IST KEINE „UNBEKANNTE STRASSE“ UND MAN KANN DA AUCH NICHT EINFACH „NACH WESTEN ABBIEGEN!!!“
Echt jetzt: Google Maps ist eine gefährliche Fehlerquelle hier, aber man kommt auch nicht gut ohne durch. Wenn mir was passiert, dann nicht wegen den Italienern, sondern wegen der miesen Qualität des Tools im Bereich Süditalien.
Jetzt sitze ich in den Bergen in einem ausgetrockneten Flussbett. Na ja, daneben. Es ist ein wunderschönes Tal, sehr einsam. Auf dem Weg hierher ist mein Vorratskästchen in einem ausgetrockneten Flussbett aufgesprungen und alles schwam in Gaspard hin und her. Ein Glas Oliven, ein Döschen mit Zucker und Zimmt und der Verschluss der Mehldose sprangen auf und machten richtig viel Sauerrei. Weiß auch nicht, warum ich so blöd war da rum zu fahren, Mark.
Gaspard hat gekotzt. Ich nicht.

