Die Fahrt ist nass und grau. Slowenien ist ein lustiges Land: man merkt es gar nicht. Kaum ist man drin und denkt sich: „sieht aus wie Österreich,“ schon fährt man über die kroatische Grenze. Die Situation ein kleiner aber unvermeidlicher Pfropf am Nordausgang des Balkans zu sein, nutzen die Slowenen aber weidlich aus. Das Pickerl gibts mininmal als Wochenabo, auch wenn man in einer Stunde quasi durch ist.

Aber dann wird es endlich mal richtig gut.

In Zagreb bin ich relativ früh gegen 11. Der Parkplatz an einem Park ist soweit ganz ok, die Straßenbahn direkt an der Hauptstraße. Überhaupt kann ich Campern in Großstädten die etwas abseits gelegenen Parks schwer empfehlen. Die Innenstadt begrüßt mich dann gleich mit dieser schönen, positiven Energie, die manchmal junge Städte mit alten Häusern in Aufbruchstimmung verströmen. Ein Teil der Bausubstanz ist ziemlich heruntergekommen; aber es wird an vielen Stellen renoviert. Irgendwie arbeitet Zagreb gerade sehr an sich und das fühlt sich gut an.

Der Teil aus dem Habsburg um 1750 …

Zagrebs Altstadt hat zwei Teile aus dem Habsburger Reich: Die obere Altstadt ist aus dem 18. Jahrhundert und beherbergt das Partyviertel; die untere aus dem 19. und ist das Einkaufszentrum. Dazwischen finde ich einen schön großen Markt, auf dem die Stände tatsächlich nicht so wirken, als hätte der internationale Obst-Großhandel eine Bude in Bio-Optik entworfen. Alle sprechen ziemlich gut Englisch. Und es ist jetzt trocken von oben.

Nach einer ausgiebigen Spazierrunde mit vielen schönen Eindrücken gehe ich auf den Rat einer Freundin hin ins Museum der zerbrochenen Beziehungen und, oh boy, was für ein schönes Konzept. Menschen aus der ganzen Welt können Gegenstände, die von einer beendeten Beziehung erzählen mit ihrer Geschichte dahinter einschicken, und diese Geschichten pendeln zwischen sehr witzig und sehr herzzerreißend. Ich weiß nicht wann ich jemals zuvor in einem Museum jedes Exponat mit jedem Erklärungstext dazu mitnehmen wollte, aber hier will man es. Geht rein, grinst und verdrückt ein paar Tränchen, es lohnt sich.

Exponat aus dem Museum für zerbrochene Beziehungen

Ich trinke ein Bier in einer Panorama-Bar, die ganz unprätentiös in einem Hang sitzt; ich gerate ins Bahnhofsviertel wo Falun Gong vor einem Hakenkreuz tanzt und die Preise deutlich niedriger sind. Ich laufe lange herum und finde Zagreb sehr zufrieden stellend. Am Ende gehe ich zum ersten Mal ins kroatische Kino. Zwar werden hierzulande nur Kinderfilme synchronisiert, aber der wirklich, wirklich wundervolle Film „Flow“ kommt ohne ein gesprochenes Wort aus und erzählt trotzdem hinreißend gut.

Besser kann so ein Tag nicht laufen.

Kleine Planänderung: auf meinem ursprünglichen Reisezettel stand mal „Banja Luca“ in Bosnien, aber ein wenig Recherche ergeben, dass ich mich mal umorientiere auf dem Weg nach Sarajevo. In Banja Luca sitzt dieser separatistische, pro-russische Serben-Führer, gegen den nun von der Bosnischen Regierung ein Haftbefehl wegen Rechtsbeugungen erlassen wurde. Ausgeführt ist er bis jetzt nicht, aber der Boss von Banja hat schon angekündigt, dass im Falle dass die serbischen Gebiete Bosniens-Herzegowina in den Aufstand gehen werden.

Da muss ich nicht unbedingt drinhocken.

Also fahre ich erstmal über Split und bleibe in Kroatien, bis man durch den Süden nach Sarajewo abbiegen kann. Das ist zwar dann ein Haken von etwa 200 Kilometern mehr, aber ich darf ja auch mal auf Nummer sicher gehen.

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