Ich habe Glück. Ziemlich viel sogar. Und schönerweise umfasst das deutsche Wort „Glück“ sowohl die Bedeutung „Happyness“ als auch „Luck.“ Ich sitze gerade in der Abendsonne auf dem Parkplatz vor einem schönen Naturschutz- und Naherholungsgebiet an einer Bucht.

Gaspards Reparatur war klein und billig.

Dabor hatte ich aber einige schwere Stunden. Abends bin ich dann noch im Nieselregen in die Altstadt von Dubrovnik geradelt und waar zuerst einmal komplett geflashed: Was für ein Architektonisches Ensemble, was für ein einzigartiger Look! Nach ein paar Torbögen und Kurven beschleicht mich allerdings ein schwer zu greifendes Gefühl, das sich schließlich verdeutlicht:

Die Altstadt von Dubrovnik wirkt tot.

Es sind nur ein paar Touristen unterwegs, niemand sonst. Es gibt wenige Läden und Restaurants, alle in der weißes-Tischtuch-Klasse mit Kronleuchter, alles ist sehr sauber und slick. ich radele durch ein großes Museum für Besucher, aber das echte Leben ist draußen. Abgesehen davon ist anscheinend das bedeutendste an Dubrovnik eine TV-Serie namens „Game of Thrones.“

Schließlich lande ich am neuen Hafen in einem italienischen Restaurant und beruhige meine Nerven mit Pasta. Als ich vor die Wirtschaft trete regnet es nicht, es gießt. Die Straßen sind tiefe Pfützen. Die steilen kleinen Sträßchen, die ich hinaufmuss haben links und rechts gurgelnde Bäche. Bis ich in meinem Ferienapartment bin, bin ich klatschnass und wieder voll sinnloser Wut auf das Wetter.

Die Sorge um die Zukunft treibt mich Nachts um. Was wenn man keine Ersatzteile herbekommt oder nur nach Wochen? Was wenn der Schaden so teuer ist, dass es nicht lohnt und der ADAC Gaspard nicht rücktransportiert. Dann muss ich Flug organisieren, alles aus dem Bus ausbauen und verpacken, das ich retten will, versuchen das Fahzeug hier zu entsorgen. Alles super Scheiße. Und wie kommt Pegasus nach Stuttgart zurück? Wie viel Geld kann ich in das Auto noch theoretisch stecken, bevor ich zu klamm werde?

Aber das Schlimmste ist …. GASPARD!!!!

Es ist ziemlich dumm, sich so emotional an eine Maschine zu binden, aber ich konnte es irgendwie nicht vermeiden, ihn brutal zu anthropomorphisieren, so wie Hunde- oder Katzen-Besitzer*Innen irgendwann anfangen, einen Menschen in ihrem Tier zu sehen.

Damit ist die Nacht um 5.30 für mich beendet und ich koche mir eine Tasse von dem Instant-Kaffee, den die Vermieterin dankenswerterweise hier stehen hat. Der Regen ist einer feuchten Waschküche vor dem Fenster gewichen.

Ich warte.

Ich traue mich nicht aus der Wohnung, aus Angst die Werkstatt könne anrufen und ich wäre dann weit weg. Ich vertreibe mir die Zeit am Laptop und schaue auf Arte einen mir bisher unbekannten Steven Frears Film aus den mittleren 80ern. „Grifters.“ Er ist ziemlich gut und lenkt mich eine Weile ab. Dann gegen 11.00 der erwartete Anruf: „Your car is finished.“ Ich lese das zunächst als „Diagnose fertig“ und eile zur Werkstatt, begreife aber dann allmählich: Gaspard ist bereits repariert.

Unendlicher innerer Jubel.

Fast wäre ich dem kroatischen Mechaniker (er sieht ein bisschen aus wie Isaac Asimov) um den Hals gefallen. Am Ende war es nur eine defekte Magnetspule und mit knapp 200 Euro ist die anfallende Summe mehr als erträglich. Als ich mit Gaspard unter dem Arsch wieder vor dem Apartement stehe, weine ich tatsächlich ein bisschen. Vor Erleichterung und Freude.

Ich verliere nach dieser kleinen me-time keine Zeit und packe, zahle, und düse los. Mein Bus ist ganz der alte, wenn nicht sogar ein bisschen knackiger am Gas. Kurz hinter Split verzieht sich der Dunst und ich sehe Sonne.

Jetzt sitze ich am See und bin einmal dem Universum dankbar.

Erneutes Suchbild

Ein ganz besondere Dank geht an all die lieben Menschen in Deutschland, die ich Freund*In nennen darf und die mich gestern per Handy moralisch unterstützt haben.

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