das Verhalten und die Praxis der Parkausweiskontrolle in unserer neu vor der Haustür angelegten Parkbewirtschaftungszone möchte ich über diese Email kritisieren und einen Dialog über aus meiner Sicht enge Auslegungen zugunsten der Stadtkasse anregen. Erlauben Sie, dass ich dazu etwas weiter aushole und Sie eingangs zunächst bitte, mein Schreiben komplett zu lesen.

Erste Feststellung: Ihr Parkausweis ist sehr günstig hergestellt.

Das laminierte Kärtchen erinnert an das selbstgebastelte Material für eine Schulstunde und erhält durch diese Materialbeschaffenheit zwei Fähigkeiten:

  1. Es ist flach.
  2. Es ist beweglich.

Natürlich habe ich mir als Anwohner sofort vor Beginn der neuen Parkraumbewirtschaftung zugunsten der Stadtkasse … Verzeihung, ich setze neu an: … des neuen Parkdruckmanagements zugunsten neuer Mobilitätskonzepte einen Zweijahresausweis besorgt, um als verantwortungsbewusster Bürger den Wünschen meiner Landeshauptstadt nach zu kommen. Das kleine, grüne Laminierkärtchen zu beantragen war schon gar nicht so einfach; Wenn man in der Onlinemaske seine Adresse mit Straße und Hausnummer einträgt, behauptet der Programmcode, man wohne gar nicht in einer Parkplatzbewirtschaftungszone … Verzeihung, Parkraummanagementzone. Nur einen Email-Schriftverkehr mit der zuständigen Verwaltung weiter wusste ich dann, dass man die Hausnummer nicht händisch eintragen darf, sondern per Dropdown-Menü anklicken muss, damit die Lokalisierung funktioniert.

Wenn ich schon beim Ideen vom Bürger Weiterleiten bin: Das könnte man mal im Programmcode fixen. Wären Sie keine Stadtverwaltung, sondern als Beispiel in der Gamingbranche, hätten Sie mit sowas ganz schön Communitymanagement vor sich.

Der neue Parkausweis kam pflichtschuldigst auf mein Amaturenbrett, so dass ich Anfang Mai unbesorgt auf einen längeren Urlaub fahren könnte. Der Wagen steht ja legal.

Dachte Ich.

Nun finde ich leider gestern bei meiner Rückkehr einen sehr bräunlich verfärbten Kassenzettel vor, der aber gar nicht von einer Baumarktkasse stammt, sondern ein Strafzettel ist. Ich weiß, dass das offiziell anders heißt, aber da ich an der Tastatur sitze, kann ich mir die Bezeichnung nun mal aussuchen. Der Strafzettel klärt mich darüber auf, dass mein Parkausweis nicht „gut lesbar“ sei und ich deswegen am besten per QR-Code doch einmal schnell 20 Euro überweisen könnte. Dazu möchte ich feststellen:

  1. Ja, der Parkausweis war hinter den Tönungsstreifen der Frontscheibe gerutscht, wo tatsächlich bei den unteren Zentimetern eine nur schwache Transparenz besteht.
  2. Nein, er war lesbar. Besonders von der Seitenscheibe aus konnte man das obere Drittel des Parkausweislaminierkärtchentextes durchaus erkennen.

Zur Rettung der Würde des Menschen, der den Kassenzettel ausdruckte: Der Mensch schreibt mir ja nicht, dass er nicht lesen konnte. Der Mensch schreibt mir ausdrücklich, dass er nicht GUT lesen konnte. Den Parkausweis.

Das bedeutet also, wenn der Ausweis nicht GUT lesbar ist, dann kostet es 20 Euro. Wann etwas noch GUT lesbar ist, ist dann wahrscheinlich eine Einzelfalleintscheidung. Jetzt hoffe ich, dass bei uns in der Straße im Herbst die Scheiben nicht beschlagen.

Sehr geehrte Menschen in Verantwortungspositionen: Ich finde dieses Verhalten den Bürger*Innen gegenüber unfair. Der Verdacht könnte sich bei malevolenten Leuten einschleichen, der billige Laminierausweis und die Neigung von Amaturenbrettern einen engen Spalt zwischen der Scheibe zu bilden, sei geradezu darauf ausgelegt, zusätzlich zu den 69 Euro für zwei Jahre ab und zu noch einen Zwanni abzuzwacken, wenn es die Bedingungen halt gerade hergeben.

Ich werde also in Zukunft das grüne Laminierkärtchen auf dem Amaturenbrett festkleben, damit es nicht wieder bei Fahrmanövern verrutscht.

Darüber hinaus möchte ich anregen, gerade in neu ausgewiesenen Bezahlgebieten … jetzt habe ich schon wieder das falsche Wort benutzt, Entschuldigung … also da, wo Anwohnerparkausweise neu eingeführt werden, vielleicht eine Weile noch Kulanz walten zu lassen, in dem von dem nicht gut lesen könnenden Menschen zunächst ein freundlicher Hinweis gekassenzettelt wird. Und nicht gleich ein QR-Code für Sofortüberweisung.de. Sie könnten zum Beispiel mit mir gleich anfangen, mit dieser freundlichen Kulanz.

Und verzeihen sie den ironischen Tonfall, aber ich schreibe diesen Text tatsächlich mit einer sehr großen Wut im Bauch. Und da finde ich es für mein eventuell unschuldiges Gegenüber wesentlich angenehmer, wenn es angegrinst statt angebrüllt wird. Außerdem ist Schreiben therapeutisch.

Verzeihen Sie mir darüber hinaus, dass ich meiner Kritik erst so viele Tage nach dem Gekassenzetteltwerden Ausdruck verleihe, aber wenn Sie wirklich fleißig alles gelesen haben, dann wissen Sie jetzt, dass ich in einem längeren Urlaub war. Das erklärt vielleicht auch den jämmerlichen Zustand des Zetteles. Ich finde es nicht gut lesbar, aber es ist mit ein wenig Mühe doch machbar.

Über eine Antwort von beiden angeschrieben Seiten würde ich mich und mein Blog sehr freuen.

Mit besten Grüßen

(Grumpy Old Boy)

P.S.: Sie finden diesen Brief auch im Stuttgart-Sub-Reddit und auf meinem Blog: http://www.einjahrraus.org.

Falls es Sie interessieren sollte, was ich im Urlaub die letzten Wochen gemacht habe.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..