Ich erwache in einem schneeweißen, frischen Doppelbett und blicke auf die Dämmerung über dem Hafen von Trapani. Nebenan wartet eine schöne weiße Porzellanschüssel nur für mich und eine geräumige Duschkabine. Bäcker und Bar wären alle in 5-Minuten-Weite.
Na, wer erkannte die Song-Anspielung im Titel?
Trotz der schönen Unterkunft habe ich es aber relativ eilig, meine wenigen Sachen zusammenzupacken und mich auf Pegasus zu schwingen. Ich möchte sehen, dass es Gaspard über Nacht auf dem Parkplatz am Bahnhof gut erging und ob er ohne mich schön klar kam.
Es geht ihm gut.
Ich habe mich ein bisschen mit einem anderen, sehr erfahrenen Italien-Camper unterhalten. Horror-Stories von irgend welchen Wohnmobilisten hört man nämlich ständig und überall. Aber der Kollege sagte mir, dass er seit 8 Jahren Italien rauf und runter fährt, er habe sich noch nie irgendwo unsicher oder bedroht gefühlt oder einen Diebstahl erlebt. Italien gehört zu den sichersten Reiseländern der Welt.
Ich tätschele den guten alten Nissan und mache mich auf den Weg nach Palermo. Das ist nur gut eine Stunde fahrt und auch hier lasse ich Gaspard auf dem Bahnhof eines Außenbezirks stehen und schnalle Pegasus ab und unter meine Wadeln. Und das ist gut so. Zum einen ist der Stadtverkehr von Palermo mindestens so crazy wie der von Neapel. Zum anderen bin ich mit dem Fahrrad tatsächlich schneller im Zentrum, als ich das mit vier Rädern jemals schaffen könnte. In den meisten Straßen herrscht Stop and Go und die zentrale Touri-Meile ist für Fahrzeuge sowieso gesperrt, so dass sich die hupende Blechlawine darum herum wälzen muss.
Ein Wort zum Thema Fahrrad in Italien, weil ich ja auf früheren Reisen den Umgang von spanischen und portugiesischen Autofahrer*Innen mit Velos schon einmal beklagt habe. Hier ist das anders. Ich empfinde den Umgang mit mir als Fahrradfahrer vorbildlich rücksichtsvoll. Ich werde gesehen. Ich werde vorgelassen. Man bremst für mich. Selbst wenn ich mangels Fahrradweg auf der Autostraße fahre, überholt man mich mit gutem Sicherheitsabstand und ohne die politische Message, die mancher deutsche Holger in seinem SUV gerne setzt, wenn er ein Fahrrad auf „seiner“ Straße entdeckt. Natürlich muss man hier die italienischen Gepflogenheiten auch als Zweirad-Nutzer*In annehmen und sich in die ungeschriebenen Regeln des Chaos einfühlen. Aber alles in allem ist Koexistenz hier offensichtlich viel leichter, als in Kartoffelland.
Palermo ist wunderschön.
Es gibt eine breite Touri-Meile die mit ihren Fastfood-Restaurants und Souvenir-Läden Porto-Feeling verströmt, aber schon einmal abbiegen bringt einen in enge Altstadtgässchen und in authentische Viertel, in denen man an jeder Ecke architektonische Preziosen entdecken kann. Ziemlich umwerfend ist die Kathedrale, die normannische, islamische (ja, echt!) und barocke Elemente zu einem umwerfenden Kunstwerk vereint. Die Krypta und die Schatzkammer kosten 6 Euro, aber es lohnt sich. Das ist weniger als die gigantische Oper, die für eine Führung 12 Euro verlangt – das finde ich ein wenig viel, ohne kuratierte Ausstellung.
Ich bleibe natürlich abends nicht auf dem Bahnhofsparkplatz, sondern fahre eine halbe Stunde den Berg rauf. Frei stehen und Natur um sich haben bedeutet in Italien immer: den Berg rauf. Es ist kühl hier oben. Der Gasofen bullert gerade wieder. Es war den ganzen Tag wolkig. Die Versorger-Batterie macht schlapp, mangels Sonne für die Solarzellen . Beim letzten Anlassen meldet Gaspar „Oil!Oil!Oil!“ und tatsächlich zeigt der Ölmessstab nur noch Minimum. Schätze mal, der erste Stop morgen früh ist eine Tanke und ich muss jetzt wohl alle 2000 km den Ölstand mal checken. Aber alles in allem ist mein Schnupfen weg und meine Laune wieder äußerst gelöst. Die Fähre nach Livorno ist auf Samstag gebucht, auch das wird nochmal spannend.
Morgen früh habe ich ein Rendezvous mit dem Tod.
Ok, das kann ich so als Schlusssatz nicht stehen lassen. Also keine Sorge, mit mir ist alles in Ordnung, es geht gar nicht um meinen Tod, ok? Sondern um eine Begegnung mit Toten.

Scheiß Cliffhänger 😂😂😂
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Gerade aufgelöst, um die Spannung nicht ins Unerträgliche steigen zu lassen. 🙂
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