Eher achsentief im Lehm. Die Vorderreifen slippen in dem widerlichen Pudding, der sich unter der Grasnarbe aufgetan hat, beim kleinsten Kupplungskontakt. Keine Chance rauszukommen. Nix mit früh losfahren.

Wie bin ich nur in diese Situation gekommen?

Alles beginnt mit den letzten wichtigen Sozialkontakten am vorherigen Tag. Noch einmal mit dem Lieblingsdreijährigen spielen; Noch Abends schnell eine liebe Kollegin treffen und ein Theater-Projekt bequatschen. Schicksalshafte Verkettung eins: Ich drehe diese kleine Runde Richtung Ludwigsburg gleich mit dem halbgepackten Gaspard, weil ich schon das Auto getauscht habe. Geht ja auch.

Als ich zurückkehre ist es gegen 23.00 und bei uns im Viertel ist wieder alles zu hause. Typische Schlafstraße. Tagsüber ist mindestens die halbe Straße frei, gegen Abend wird es voll und Nachts ist es schwierig. Es wird nicht besser durch die drei Baustellen bei uns, weil alle Nachbarn herausgefunden haben, dass man Teile der Straßen blockieren darf, wenn man sein Dach saniert oder einen neuen Vorgarten anlegt. Ist so eine Art Wettbewerb unter den Hausbesitzernden hier. Irgendwo wird auch noch Glasfaser verlegt.

Machen wir es kurz:

Weder in meiner Straße noch in der Paralelstraße gibt es einen Parkplatz für Gaspard. Also drehe ich schweren Herzens und mieser Laune meinen Straßenkutter Richtung Bezirksportanlage an der S-Bahnstation: bedeutet 10 Minuten den Berg rauf zu Fuß um zur Haustür zu kommen.

Schicksalshafte Verkettung zwei: Meine Faulheit. Ich passiere den Berg runter die aufgegebene Gärtnerei, in der immer der Ostergarten seit ein paar Jahren stattfindet. Der Ostergarten ist ein relativ verdächtiger Jesus-in-Jerusalem-LARP der von einer relativ verdächtigen christlichen Event GmbH jedes Jahr in der alten Gärtnerei veranstaltet wird. Inklusive Syntetik-Israeliten und Mauerwerk-Tapete-Buden. Parkplätze für die meisten Besuchenden finden sich auf dem Grasstreifen vor dem Gärtnereizaun neben der Straße. Die sind auch schon eingerichtet, die meisten abgesperrt, aber halt nicht alle.

Aber halt nicht alle.

Das würde mir 2 Minuten und 300 Meter Weg ersparen. Also lenke ich Gaspard auf den grünen Parkplatz des Cannstatter Ostergartens, ist zwar illegal, aber über Nacht und so und dann morgen früh gleich weg.

Am Ende kostet mich meine Faulheit und mein Frust über die zugeparkte Straße den Vormittag und 300 € plus X. Denn es kommt noch unglückliche Verkettung drei: Der nächtelange scheiß Piss-Regen, den ich so hasse, wenn ich los will. Eigentlich ist der Plan, morgens schnell mit Pegasus zum Bus zu flitzen, das Fahrrad aufzuschnallen und vor die Haustür zu fahren, wenn die restlichen jämmerlichen Existenzen alle zum Malochen aufbrechen. Aber der Vorderreifen frisst sich schneller durch die pitschnasse Grasnarbe als ich „Warum bewegt sich nix?“ denken kann.

Zuerst versuche ich mit Hin- und Herwiggeln rauszuschlüpfen. Das klapt schon mal nicht. Dann versuche ich, mit Hilfe eines jungen, englischsprechenden Pärchens, das von der S-Bahn hochläuft mich rauszuschieben. Die zwei sind super nett und er ist deutlich übermotiviert es zu schaffen. Aber das klappt vielleicht mit einem PKW, aber leider nicht mit einem 1,7 Tonnen Transporter. Dann suche ich den wenig erfreuten Gärtnereibesitzer auf, mit der Bitte um Hilfe. Der hat zwar einen Traktor, aber kein Seil. Sein Nachbar 500 Meter weiter im Feld hätte vielleicht so was. Ich laufe hin, der ist aber nicht da.

Und alles im ständig weiter pissenden Stuttgarter Siff.

Schließlich rufe ich den Abschleppdienst. Der ist nach 20 Minuten vor Ort und hat mich nach 5 Minuten rausgezogen. Kostet 250 Euro, aber es funktioniert. Premiumservice. Drauf kommt noch das, was mir der Gärtner für die beiden Löcher in seinem Jesus-Parkplatz berechnen wird. Hat sich alles echt gelohnt.

Was übrig bleibt: Löcher im Dreck.

Jetzt sitze ich auf einem Hügel zwischen Braunau und Linz und bin ADAC-Mitglied. Also ab 00:00. Immerhin bis dahin habe ich es noch geschafft, aber schlechter kann die Anreise nicht starten. Heißt, ab jetzt wirds besser.

Ich sitze übrigens hier heute Nacht auf einem Festival-Gelände. Das Free-Tree-Festival kann nicht groß sein, es ist wohl eher so ein kleines ländliches Kulturding, aber die Leute, die das hier machen, haben in das Wäldchen ganz coole Holzbauten und Buden gestellt. Sieht total cosy aus. Bin da jetzt gerade im Mondschein mit der Taschenlampe durchgestromert, war ganz spannend. Ansonsten bin ich hier mutterseelenallein.

Balkan, ich komme.

Der erste Ausblick: Schon mal ganz nice.

Join the Conversation

2 Comments

  1. Also ich musste echt schmunzeln. Hatte von diesem Ostergarten noch nie gehört, aber da ich ja anscheinend so nahe wohne (LB) habe ich es gegoogelt. Gut ich glaube bei dem OstergartenEvent wird dann doch eher dem Götzen Mammon gehuldigt.
    Ein bisschen hätte ich Lust gehabt mit meinem Inf LK dort vorbei zu gehen, aber leider, leider ist gerade Schluss mit lustig, weil das Abitur vor der Tür steht. Die Jungs hätten sich aber sicherlich gut amüsiert.

    Aber Großraum Stuttgart und parken ist dann schon eher ein Trauerspiel.

    Viel Spaß auf dem Balkan!

    LG

    C.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Hinterlasse eine Antwort zu coreli1 Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..